Zweitligaauftakt am Freitagabend in Berg Fidel
27. September 2023Uni Baskets unterliegen nach Riesen-Kampf in Overtime
30. September 2023(ts) Neuzugang Jonas Weitzel hat in seiner Karriere seine Fußspuren auch schon in der BBL hinterlassen. Dass der 27-Jährige nun für zwei Jahre bei den Uni Baskets unterschrieben hat, drückt auch seinen Glauben an die Philospohie des Zweitligisten aus. UNIBASKETS.MS hat vor dem Saisonstart gegeh Phoenix Hagen mit dem Center gesprochen.
UNIBASKETS.MS: Du bist neu bei den Uni Baskets und in Münster. Wie würdest Du Dich Menschen beschreiben, die Dich noch nicht kennen?
Jonas Weitzel: Ich würde mich eher als ruhigeren Menschen beschreiben, der trotzdem aufgeschlossen gerne viel mit Menschen zu tun hat. Die Menschen können mich immer ansprechen, ich unterhalte mich gerne mit ihnen. Ich bin nicht der, der super aktiv auf die Leute zugeht, aber immer offen, Leute kennenzulernen, mehr über sie zu erfahren und helfe ihnen auch immer gerne.
Die Fans der Uni Baskets sind heiß auf das Saisoneröffnungsspiel der zweiten Bundesliga am Freitag. Wie ist Deine Gefühlslage?
Ich bin sehr gespannt auf das Spiel gegen Phoenix Hagen und die volle Halle Berg Fidel mit den Fans im Rücken, und nicht gegen sich. Das hat uns letzte Saison mit Quakenbrück weh getan. Die Baskets haben mit dem Sieg den Klassenerhalt sicher gemacht. Das war echt nicht einfach, gegen sie und ihre Fans zu spielen. Ich freue mich, vor voller Halle mit unserem Team loszulegen, mit dem ersten Spiel gegen einen vermutlich sehr starken Gegner.
Phoenix Hagen gilt nach dem Fachmagazin BIG als Top-3-Anwärter. Was erwartet uns für ein Gegner?
Nach allem was ich von Hagen gesehen habe, werden sie sehr aggressiv spielen. Ich gehe nach der Vorbereitung davon aus, dass Hagen auf jeden Fall in den Playoffs mitspielen wird. Die Liga ist aber so voll gepackt mit guten Teams, dass ich jetzt noch nicht sagen würde, sie sind auf jeden Fall in den Top drei. Ich zähle Hagen zu dem Top sechs bis acht Teams in der Liga, was auch das Talent angeht. Aber ich sehe sie nicht als Übermannschaft wie im letzten Jahr Vechta.
Die Uni Baskets sind nach einem Umbruch vielleicht noch nicht so eingespielt. Ist deshalb Phoenix der haushohe Favorit?
Eine kleine Favoritenrolle würde ich Hagen gegen uns schon zuschreiben, ich sehe sie aber nicht als haushohen Favoriten. Es gibt wenige Teams, die mehr personelle Kontinuität als wir reinbringen können. Für ProA-Verhältnisse haben wir einen guten Kern. Die meisten deutschen Spieler sind geblieben, auch Hilmar. Drei neue Amerikaner sind bei jedem Team normal. Allerdings müssen wir uns an einen neuen Spielstil gewöhnen. Und das braucht Zeit. Wir werden deshalb vielleicht nicht direkt am ersten Spieltag unser bestes Spiel in dieser Saison machen, müssen uns weiter finden und verbessern. Gegen Bremerhaven haben wir eine Halbzeit richtig gut gespielt, gezeigt, was wir können. Wenn wir es schaffen, das über 40 Minuten zu spielen, können wir gegen Hagen die Punkte hierbehalten.
Die Uni Baskets haben ein schweres Auftaktprogramm. Wie könnte der Saisonstart verlaufen? Worauf kommt es in den ersten Wochen an?
Die ersten vier, fünf Spiele sind schon richtige Kracher. Es wird kein Spiel in der Liga leicht. Aber gerade gegen diese Top-Teams müssen wir weiter an unsere neue Philosophie glauben, auch wenn mal ein Viertel wie zuletzt gegen Bremerhaven nicht so gut läuft. In den nächsten Wochen werden wir uns auch einmal an einem Gegner die Zähne ausbeißen. Dann kommt es darauf an, als Team geschlossen zu bleiben, Vertrauen in uns beizubehalten. Dass das Auftaktprogramm schwer wird, kann jeder objektiv an unseren ersten vier, fünf Gegnern sehen.
Können die Uni Baskets in ihrer zweiten Zweitliga-Saison auf eine ähnlich sorgenfreie Saison wie im Vorjahr hoffen?
Wenn wir als Team von Verletzungen und anderen Störungen weitestgehend verschont bleiben und schaffen, unseren Spielstil durchzuziehen, uns als Mannschaft weiter finden, bin ich fest davon überzeugt, das oberste Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Wir wollen nichts mit dem Abstieg zu tun haben.
„Ich habe etwas in der Hand – auch etwas gelernt“
Welche Deiner Erfolge haben Dir am meisten bedeutet und waren vielleicht auch prägend für die Zukunft?
Ich habe in Würzburg den Weg als Doppellizenzspieler von der ProB bis fest in die Basketball Bundesliga geschafft. Das war ein Meilenstein, der mir viel bedeutet hat. Ich habe einige Male gestartet, gegen Bayern München oder ALBA Berlin auch viele Minuten gespielt. Auch mit den Artland Dragons in die Playoffs 2023 zu kommen, zähle ich mit dazu.
Was zeichnet Dein perfektes Spiel aus?
Im perfekten Spiel habe ich sowohl offensiv als defensiv dem Team geholfen, zu gewinnen, und Spaß gehabt. Gute Entscheidungen getroffen zu haben, wenige direkte Fehler machen ein solches Spiel rund.
War Dein Studium mit den Abschlüssen in Sportwissenschaften (B.A.) und Pädagogik (B.A.) die richtige Entscheidung für Dein Leben nach der Karriere?
Ob es langfristig die richtige Entscheidung war, weiß ich noch nicht. Ich glaube, aber dieses Studium zum damaligen Zeitpunkt war die richtige Entscheidung. So habe ich etwas in der Hand, auch etwas gelernt. Von daher habe ich alles richtig gemacht. Ob mich das nach der Karriere weiter bringt oder ob ich noch einmal etwas anderes mache, wird sich zeigen.
Immer mehr Sportwissenschaftler kommen in Top-Trainerpositionen. Warum ist das so? Könnte man sagen, dass Du als Sportwissenschaftler nach Deiner Karriere ein idealer Trainer im Basketball wärst?
Ich bin davon überzeugt, dass wissenschaftliche Grundlagen einen Trainer oft dazu befähigen, bessere Entscheidungen zu treffen, als eine nur rein emotionale. Tendenziell weiß der sportwissenschaftliche Trainer besser Bescheid über Trainingssteuerung. Jemand der Interesse am Trainerberuf hat, kommt heute an Sportwissenschaften gar nicht vorbei. Um die Vielzahl an heute möglichen Daten im Sport auswerten und nutzen zu können, braucht man den wissenschaftlichen Hintergrund.
Bei den Uni Baskets glänzte in der Vorsaison ein klassischer Center. Andreas Seiferth war prägende Figur im Spielsystem. Kennst Du ihn persönlich?
Ich habe einige Male gegen ihn gespielt, auch damals mit Würzburg in der BBL gegen Bayreuth. Persönlich kennengelernt habe ich ihn erst im Sommer. Wir haben uns rund um das REACH – EUREGIO Start-up Center ausgetauscht, wo er gearbeitet hat und ich in Kürze ebenfalls anfange, reinzuschnuppern.
Wie beschreibst Du Deine Rolle und Position im Vergleich zur letztjährigen Center-Rolle in der Mannschaft? Was verändert sich im Spielsystem?
Letztes Jahr lief ein Grosteil des Spiels über Andy, viel im Low Post. Wenn die Teams ihn gedoppelt haben, hat er von da aus das Spiel aufgebaut. In der neuen Saison werden wir deutlich schneller spielen. Der Ball wird mehr in den Händen der Point Guards sein. Ich werde mehr Pick and Roll und Pick and Pop spielen und so meinen Anteil an der Teamleistung haben, weniger dauerhaft den Ball in der Hand haben, Entscheidungen treffen, wie das Andy letzte Saison tat. Diese Spielweise kommt mir und meinen Stärken entgegen. Das habe ich auch direkt im ersten Gespräch mit Götz gesagt: Die Rolle von Andy brauche ich gar nicht zu ersetzen. Ich bin nicht der Spielertyp dafür. Dafür wollte er mich auch gar nicht haben. Ich passe ganz gut in moderne Spielsysteme.
Was sind deine sportlichen Ziele für die neue Saison?
Ich möchte eine wichtige Rolle im Team sowohl auf als auch abseits des Feldes einnehmen. Und so die Jungs dazu bringen, dass wir Spiele gewinnen. Im Idealfall haben wir dabei auch einigen Spaß. Ich möchte auch Verantwortung übernehmen, Vertrauen bekommen, vor allem aber Spiele mit unserem Team gewinnen.
„Generell bin ich begeistert, neue Sachen zu lernen“
Dein Lieblingssportler ist der Golfer Tony Finau. Wie sieht es um Deine Golfkünste aus?
Ich habe letztes Jahr mit Golf angefangen, weil zwei Teammates in Quakenbrück gespielt haben. Das hat mir sofort Spaß gemacht. Golf ist für mich ein super Ausgleich zum schnellen, stressigen Basketball, der den Körper müde macht. Vor allem im Sommer bei schönem Wetter verbringt man Zeit in der Natur mit einem ruhigerem Sport, bei dem man sehr viel mental lernen kann über Nicht-Erfolg und Frustration. Zwar habe ich ein ganz gutes Talent, kann aber nach einem Jahr noch nicht behaupten, dass ich ein guter Golfer wäre. Tony Finau finde ich cool, weil er als Top-20-Spieler der PGA Tour immer seine Familie mit fünf Kindern dabei hat, sich um soziale Projekte kümmert und ein lässiger, bodenständiger Typ ist. Er nimmt sich selbst auch nicht super ernst. Im Basketball könnte ich niemanden als Idol für mich festschreiben.
Welchen Ausgleich suchst Du neben dem Golf noch?
Generell bin ich begeistert, neue Sachen zu lernen. Vor einigen Jahren habe ich angefangen, Gitarre zu spielen und versuche gerade, Klavier zu lernen.
Du wirkst immer sehr positiv und gut gelaunt. Woher kommt das? Wer hat Dir diese Eigenschaften mitgeben?
Irgendwo ist das in mir drin. In meiner Jugend habe ich gemerkt, dass es mir einfach damit besser geht. Mir macht der Umgang mit Menschen Spaß. Ich wüsste nicht, warum ich im Umgang mit ihnen schlechte Laune haben sollte. In meiner Familie sind auch alle sehr harmonisch und nett zueinander. Das ist mir überhaupt erst in den letzten zwei, drei Jahren bewusst geworden, habe ich zu schätzen gelernt. Ohne das wäre ich wohl auch nicht so geworden.