
Uni Baskets verlängern Vertrag mit Götz Rohdewald vorzeitig
3. Juni 2025(ts) Die Uni Baskets Münster haben sich mit Cheftrainer Götz Rohdewald auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung geeinigt. Der 49-jährige Cheftrainer sprach im Interview mit GAMEDAY.MS über die Gründe für die vorzeitige Ausweitung der Zusammenarbeit, seine bisherige Zeit seit seiner Rückkehr in den Trainerberuf und bevorstehende Aufgaben
GAMEDAY.MS: Götz, du hast dich entschieden, den Vertrag bei den Uni Baskets vorzeitig zu verlängern. Was waren für dich die ausschlaggebenden Punkte und wie groß ist die Freude?
Götz Rohdewald: Es hatte mich schon sehr gefreut, vor zwei Jahren zurückzukommen. Jetzt freue ich mich sehr, noch länger hierbleiben zu dürfen. Zunächst einmal komme ich hier aus der Umgebung. Meine Eltern sind hier, meine Frau arbeitet hier. Ich fühle mich hier sehr wohl und Münster ist einfach eine schöne Stadt. Ich bin auch im Basketball hier groß geworden. Weiter kenne ich Helge sehr gut und es gibt zig persönliche Verbindungen. Basketballerisch haben wir uns in den beiden Jahren gut entwickelt. Und es gibt sicherlich noch Potenziale nach oben. Von daher ist es nicht ausgereizt, wo wir stehen und noch hingehen können. Es ist ein herausforderndes Umfeld. Das macht auch Spaß.
GAMEDAY.MS: An welche Potenziale und Entwicklungsschritte denkst du in erster Linie? Was möchtest Du hier mit dem Klub in den kommenden Jahren erreichen?
Götz Rohdewald: Eine eigene Trainingshalle wäre super, weil wir keine optimalen Trainingsbedingungen haben. Perspektivisch wäre es schon gut, zu einem Trainingsbetrieb zu kommen, der einem ProA-Ligisten ebenbürtig ist. Das würde für uns einen Unterschied machen. Wir haben so oft Probleme in Berg Fidel, weil wir uns mit dem USC, Fußballturnieren und Sonstigem absprechen müssen oder von der Mittagspause der Schulkinder abhängig sind. Die meisten anderen ProA-Ligisten haben dieses Problem nicht, weil sie eine eigene Trainingshalle haben. Spielerisch wollen wir versuchen, eine Playoff-Mannschaft zu werden, wo ich vor einer Saison sagen kann, wir wollen die Playoffs erreichen. Das wird vor der nächsten Saison auch noch nicht passieren. Das kann ich erst machen, wenn alle Rahmenbedingungen, auch finanzielle, erfüllt sind, Das ist das, wo es für uns hingehen muss in Zukunft. Da ist noch ein bisschen was zu gehen, aber gerade das macht es ja auch so interessant.
GAMEDAY.MS: War die Vertragsverlängerung für dich eine längere Überlegung?
Götz Rohdewald: Nein, nicht wirklich. Es hätte für mich jetzt keinen Sinn gemacht, woanders hinzugehen. Ich wüsste nicht, wo ich jetzt besser aufgehoben wäre als hier. Und wo ich mich auch als Trainer besser entwickeln kann. Es hat von allen Rahmenbedingungen gepasst und ich habe über eine Veränderung nicht nachgedacht. Es gibt in Münster einfach noch einiges zu tun und ich fühle mich wohl. Auch das Vertrauen, das ich bekommen habe, als ich vor zwei Jahren hier angetreten bin, – ich habe zwar schon etwas zurückgezahlt – bekommt man so nicht in jedem Verein. Das ist ein wichtiger Faktor.
GAMEDAY.MS: Du bist zwei Jahre wieder hier und hast nicht nur souverän den jeweiligen Klassenerhalt, sondern einmal die Playoffs geschafft und in der vergangenen Saison die Mannschaft basketballerisch verbessert. Für dich eine rundum gelungene Zeit, in den Trainerberuf zurückzukehren?
Götz Rohdewald: Insgesamt blicke ich auf eine sehr gelungene Zeit nach meinem Wiedereinstieg als Trainer zurück. Man weiß ja nie, wie es weiter geht, aber das weiß man im „normalen“ Leben ja auch nicht. Ich fühle mich sehr wohl mit dem, was ich jeden Tag mache, und bin glücklich. Ich habe es zu keiner Zeit bereut, den Schritt gegangen zu sein.
„Ich möchte stabilen Kampfgeist in der Truppe.“
Götz Rohdewald, Cheftrainer der Uni Baskets
GAMEDAY.MS: Für dich war es die zweite Saison als Trainer im Profibasketball: Fühlst du dich nach der langen Pause und den vielen neuen Eindrücken als Profi-Trainer angekommen? Was war für dich in der zweiten Saison persönlich anders?
Götz Rohdewald: Das ist de facto so! Die Anlaufschwierigkeiten hatte ich nicht mehr, weil ich ein Jahr der tagtäglichen Trainerarbeit und des Coachens in der Liga hinter mir hatte. Man weiß im zweiten Jahr relativ genau, was auf einen zukommt – von den Mannschaften als auch ihrer Art zu spielen. Man weiß zu einem sehr großen Teil, was die Coaches machen. Das ist ein Vorteil und ich musste mich nicht mehr wieder einfinden. Und man kennt die Charaktere seiner eigenen Spieler noch besser, weil wir viele gehalten haben. Das zweite Jahr war sicherlich einfacher, weil ich alle Rahmenbedingungen viel besser kannte.
GAMEDAY.MS: In Münster spürt man, dass die Verantwortlichen an einem Strang ziehen und ihr von der sportlichen Ausrichtung überzeugt seid. Inwiefern beeinflusst oder erleichtert das auch deinen Arbeitsalltag als Trainer?
Götz Rohdewald: Als Trainer ist mir wichtig, dass mir Helge nie vorschreiben würde, einen bestimmten Spieler zu holen. In anderen Vereinen kriegt man zum Teil etwas vorgesetzt. Ich bin sehr zufrieden damit, dass wir uns Transfers gemeinsam erarbeiten. Ich habe da sehr viel Input und Helge bringt seine Meinungen und Perspektiven ein. Ich kann schon mit den Spielern arbeiten, die ich auch gerne hätte. Das ist sehr positiv und wichtig. Wir haben von der Grundtendenz her einen sehr gleichen gedanklichen Ansatz, wie wir Basketball spielen wollen. Das hilft auch sehr und macht das Arbeiten sehr angenehm und harmonisch.
GAMEDAY.MS: Unsere Saison ist seit einem Monat, die der 2. Liga seit dem Wochenende beendet. Welche Erkenntnis hast du aus der Analyse unserer Saison gezogen?
Götz Rohdewald: Für mich als Coach war es eine bessere als die erste Saison. Das ist aber reine Trainersicht, erfolgreicher waren wir vorher. Die drei Spiele, die wir bis zu Platz sechs hätten haben müssen und die uns die Playoff-Plätze sechs bis acht gekostet haben, waren Einstellungssache bei Teilen der Mannschaft, für alle Spiele bereit zu sein und nicht zu denken, dass man vielleicht zu gut für einen Gegner ist. Da haben wir einige Spiele abgegeben, die wir nicht abgeben mussten – allein aus diesem Grund.
GAMEDAY.MS: Worauf legst Du bei der Zusammenstellung des zukünftigen Kaders besonderes Augenmerk?
Götz Rohdewald: Das ist auch das Hauptthema, was ich versuche, in der Offseason zu lösen. Ich möchte stabilen Kampfgeist in der Truppe, egal gegen wen und wann man spielt, ob wir zwei Spiele am Wochenende haben oder ein Spiel, und egal, wo wir hinfahren. Wir wollen überall mit der gleichen Einstellung auftreten. Leicht ist das nicht, schließlich versuchen das alle Teams. Das hat auch mit der Persönlichkeit zu tun, wer man so ist. Hier kann man an der einen oder anderen Stelle noch etwas machen.
„„Für mich sind unsere Fans die besten der Liga, weil sie immer fair sind!“
Götz Rohdewald, Cheftrainer der Uni Baskets
GAMEDAY.MS: Wie weit sind die Uni Baskets mit ihren Kaderplanungen für die neue Saison? Wie groß wird der Umbruch zu unserer vierten ProA-Saison ausfallen?
Götz Rohdewald: Die ersten Personalien können wir in Kürze vermelden, aber es gibt auch noch einiges zu tun. Es kann schnell gehen, aber da müssen wir abwarten. Vielleicht wird der Umbruch ein bisschen größer als sonst gewohnt.
GAMEDAY.MS: Wie groß ist dein ganz persönliches Engagement bei den Gesprächen mit potenziellen Neuzugängen?
Götz Rohdewald: Die Gespräche führen Helge und ich gemeinsam. Wir versuchen zu überzeugen, dass ein neuer Spieler hierherkommen soll – jeder auf seine Art. Wir versuchen dahingehend Überzeugungsarbeit zu leisten, dass Münster ein richtig guter Standort ist. Schritt für Schritt dringt in die Basketballszene ein, dass der Standort hier der beste in Deutschland ist, um Beruf und hochklassigen Basketball auf eine Ebene zu bringen. Ich glaube, es gibt keinen anderen Verein, bei dem das so möglich ist. Je mehr Spieler hier waren wie Andi, oder jetzt Jonas und Julius, die mit potenziell neuen Spielern in den Austausch gehen, merken diese schnell, auch im Gespräch mit Helge, wie viele Möglichkeiten wir haben, wo sie Rückgrat für ihr Leben haben. Da tut sich was.
GAMEDAY.MS: Seit kurzem ist es jungen Basketballern an US-Colleges möglich, neben ihrer akademischen und sportlichen Ausbildung jetzt auch (viel) Geld zu verdienen. Spüren wir das in Münster und der ProA auch?
Götz Rohdewald: Das betrifft nicht nur Toptalente, sondern auch Spieler aus der ProB, viele aus der ProA, da es ganz unterschiedliche Colleges mit unterschiedlichen Spielstärken gibt. Wir werden das schon in unserer Liga merken, aber auch in ganz Europa. Für viele Vereine, die gute Jugendarbeit, wie ALBA Berlin zum Beispiel, leisten, ist das ein Problem. In Münster werden wir es wahrscheinlich nicht so merken, weil wir andere Prioritäten haben. Hier kommt kein Spieler hin, um möglichst viel Geld zu verdienen, sondern um zu studieren und Basketball zu spielen.
GAMEDAY.MS: Wie sieht es mit unseren Talenten aktuell aus?
Götz Rohdewald: Wir hatten wegen Verletzungen oft zehn Spieler im Training. Für ein gutes Training brauchst Du mindestens 12, vielleicht sogar 13, 14 Spieler im Kader. Wir hatten letztes Jahr relativ wenig von Oskar und Thore, die sehr eingebunden waren, vor allem Thore mit NBBL und Regio. Die waren leider nicht so oft da, weil sie in den anderen Teams auch trainieren müssen, wenn sie da viel spielen. Ein schwieriger Spagat.
GAMEDAY.MS: Die Liga-Schwergewichte Jena und Trier sind aufgestiegen. Könnte man vor diesem Hintergrund sagen, dass die ProA noch einmal enger und ausgeglichener wird?
Götz Rohdewald: Dafür kommt Göttingen. Die haben auch Finanzkraft. Es kommen neue Mannschaften nach, die Geld in die Hand nehmen. Oder Crailsheim, Hagen, Tübingen. Klubs mit guten Möglichkeiten, die sicherlich alles versuchen werden, um nächstes Jahr aufzusteigen.
GAMEDAY.MS: Die wirtschaftlichen Möglichkeiten sind, wie erwähnt, an anderen Standorten, vor allem denen ehemaliger Erstliga-Klubs, die sich zahlreich in unserer Liga tummeln, größer. Es ist also durchaus eine Herausforderung, für die Uni Baskets zu arbeiten. Was reizt dich dennoch daran und motiviert dich besonders in Münster an der Trainertätigkeit?
Götz Rohdewald: Da sind zunächst einmal unsere Fans. Wir haben mit die treuesten Fans. Die Halle ist immer voll. Für mich sind es auch die besten Fans der Liga, weil sie immer fair sind, uns pushen und viel Energie bringen. Bei uns ist die Stimmung in jedem Heimspiel super. Das motiviert mich sehr, ebenso die Herausforderung, aus unseren Möglichkeiten das Meiste herauszuholen. Es ist mit diesen nicht einfach in einer superschweren Liga, aber für mich als Trainer deshalb reizvoll, weil es anspruchsvoll ist, erst einmal in der Liga zu bleiben und dann so gut wie möglich auszusehen. Das treibt mich an.
GAMEDAY.MS: Wir freuen uns auf die weitere gemeinsame Zeit mit dir. Vielen Dank für das Gespräch, Götz!