
„Marco ist wie ein Bruder für mich“
5. Juli 2025(ts) Eine spannende Podiumsdiskussion zur Sportpsychologie und zum Stressmanagement – das war der Talk mit Gästen der Uni Baskets Münster bei der „Uni-Medizin on the Road“ am Berg Fidel. Kapitän Cosmo Grühn und Oliver Pahnke sowie die beiden Sportpsychologinnen Birte Brinkmöller und Stephanie Bünemann lieferten Einblicke in die psychologische Unterstützung des Zweitligisten, aber auch zur Bedeutung der Psychologie in der Gesellschaft. Seit August 2023 lassen sich die Uni Baskets Münster dank des „RATIO-Engagements für mentale Gesundheit“ von den Expertinnen im Bereich der Sportpsychologie unterstützen.
Ein zentrales Thema im Gespräch war zunächst die übergeordnete Bedeutung der Psychologie in der Gesellschaft und im Profisport. Moderator Sven Sandbothe stellte die These auf, die psychologische Hilfe sei mittlerweile in der Gesellschaft angekommen, gehöre zumindest im Profisport zum Standard, und man betreibe eher schon Prophylaxe, damit es erst gar nicht zu Problemen käme. Birthe Brinkmöller entgegnete: „So würde ich das noch nicht sagen. Im Profisport ist die Sportpsychologie zwar mittlerweile angekommen und wird normalisiert, dass SportpsychologInnnen dabei sind.“
„Auf einem guten Weg“
Nach wie vor bestünde aber „in der Gesellschaft schon noch ein gewisses Stigma“. Ein Bild , „dass man zusammenarbeitet, wenn es noch keine Probleme gibt“, wollte die Expertin der Universität Münster nicht bestätigen. „Wir arbeiten daran, dass das Stigma weniger wird und es letzten Endes eine Performancesteigerung gibt. Aber wir sind auf einem guten Weg.“
Anschließend ging es um die Zusammenarbeit mit den Uni Baskets. „In der Saison gibt es Pflichttermine, an denen alle Spieler teilnehmen sollen“, leitete Stephanie Bünemann den Gesprächspart ein. „Wir sind vor allem aber in der Einzelbetreuung da.“ Es ist ein äußerst breites Spektrum, das die beiden Sportpsychologinnen von der Universität Münster in ihrer Arbeit mit den Spielern des Zweitligisten bedienen. „Wir sind zu zweit, haben uns deshalb aufgeteilt und arbeiten jeweils mit der Hälfte des Teams zusammen“, erläuterte Birte Brinkmöller und skizzierte die Möglichkeiten: „Die Jungs können jederzeit auf uns zukommen und dann arbeiten wir an individuellen Themen, Problemen oder daran, wo jemand noch besser werden möchte.“
Zeit- und Stressmanagement Kernthemen
Stephanie Bünemann präzisierte daraufhin Beispiele aus der Themenvielfalt: „Der besonders hohe Druck im Wettkampf, Konzentration und Fokus können Themen sein, aber auch Entspannung zu erlernen, um besser mit Stress umzugehen.“ Es würden auch nicht nur sportliche Anliegen angegangen. „Wie bekommen zum Beispiel Cosmo und Oli als Studierende alles unter einen Hut und managen ihre Zeit“, fuhr Bünemann fort. „Dann gibt es meistens ja nicht nur Sport und Studium, sondern man hat Freunde, Partner und Familie.“
Im Zeitmanagement könne „das Priorisieren mit einem Externen besprechen und nicht im stillen Kämmerlein alleine mit sich ausmachen, sehr hilfreich sein, um herauszufinden, wo stecke ich meine Energie hinein, ist gerade das Studium oder der Sport wichtiger“, sagte Bünemann. Im Talk betonte Baskets-Kapitän Cosmo Grühn dann: „Stressbewältigung ist sehr, sehr individuell. Manche Leute machen gerne Yoga oder meditieren, weil sie gerne herunterkommen wollen, andere gehen vielleicht lieber in die Natur.“ Er mache beispielsweise Yoga.
Die Gesprächsrunde widmet sich weiter dem Zusammenhang von körperlicher und mentaler Gesundheit. Hier bestünde nach Ansicht der Sportpsychologin Brüggemann ein deutlicher Zusammenhang. „Wenn ich nicht fit bin, eine Verletzung habe, macht das etwas auf der mentalen Seite bis hin zu Stressreaktionen.“ Wenn Cosmo und Oli acht, neun oder zehn Stunden in der Uni-Bibliothek säßen, „dann sind das Ressourcen, die erst einmal verbraucht werden. Dann kann man nicht das absolute Maximum in jedem Training geben. Das wirkt sich natürlich aus und dann geht es darum, das Tagesmaximum herauszuholen .“
Regeneration gehört in den Alltag
Oliver Pahnke berichtete in diesem Kontext offen von möglichen Fehlern: „Mein Sommer des letzten Jahres war stressig mit der Uni und dann war ich vielleicht vom Kopf her nicht richtig dabei und war vielleicht nicht so diszipliniert, was Ernährung angeht, und dann hat man sich schwer verletzt“, resümierte der Baskets-Guard. „Da habe ich auch gelernt, dass gute Ernährung Sachen tut, die einen gut fühlen lassen, mir mental geholfen hat und das hat sich dann direkt danach auch auf mein Spiel ausgewirkt.“
Für Cosmo Grühn sind Disziplin und Regeneration entscheidend. „Zwei wichtige Aspekte sind Ernährung und Schlaf. Ausgewogene Ernährung und mindestens meine acht Stunden Schlaf sind für mich enorm wichtig.“ Sportpsychologin Birthe Brinkmöller empfahl ergänzend: „Was tut einem gut, wo kann ich Ressourcen wieder aufbauen und gleichzeitig an Regeneration denken im Alltag, mal runterkommen und entspannen und gar nicht nur dieses Pensum den ganzen Tag gehen: Das sollte man einbauen und reflektiert genug dafür sein.“
Vom Profisportler lernen
Während des auch launigen Talks gesellte sich Prof. Rupert Conrad, Klinikdirektor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am UKM, in die Gesprächsrunde. Seiner Ansicht nach könne auch „Otto Normalverbraucher“ von der Stressbewältigung eines Profisportlers lernen. „Gerade unter Druck müssen Profisportler, damit sie Leistung bringen können, sehr gut aufgestellt sein, sich realistische Ziele setzen und regelmäßig an diesen Zielen arbeiten – sowohl für ihren Körper als auch für ihren Geist“, hob Prof. Conrad hervor. „Eine Qualität von Spitzensportlern ist es, auch aus Niederlagen konstruktiv zu lernen. Das ist durchaus etwas, was auch der Otto Normalverbraucher daraus mitnehmen kann. Jeder hat in seinem Leben Niederlagen, das gehört dazu.“
Auch die persönliche Perspektive einer Sportpsychologin kam nicht zu kurz. Stephanie Bünemann macht erst in ihrer Berufspraxis die Erfahrung, wie sehr man von Spitzensportlern lernen könne. „Ihre Disziplin und den Umgang mit Druck, das habe ich selten erlebt von anderen. Die haben einen stressigen Alltag und müssen diszipliniert sein, was Schlaf, Ernährung, Krafttraining oder Routinen aufrechterhalten angeht. Da könnten sehr viele von profitieren.“
- Foto: Christina Pohler
- Foto: Christina Pohler
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