
„Einmalig, auch in schlechteren Phasen so einen Rückhalt“
29. April 2025(ts) Die Spielzeit 2024/25 ist für die Uni Baskets Münster vorbei. Im Saisonabschlussinterview mit GAMEDAY.MS blickt Manager Helge Stuckenholz auf die abgelaufene Saison und die sportliche Entwicklung, emotionale Highlights und erklärt – mit einem Augenzwinkern – was er sich von den Fans für die Saison 2025/26 wünscht.
GAMEDAY.MS: Helge, das öffentliche Training für unsere Dauerkarteninhaberinnen und -inhaber war seinerzeit ein schöner Einstieg in die Saison, das Abschiedsfest mit unseren Fans am vergangenen Sonntag schloss die große Klammer um die Saison. Wie hat es Dir gefallen? Welches Feedback von unseren Fans hast Du bekommen?
Helge Stuckenholz: Viele Fans haben sich für die Saison bedankt und uns ganz herzliche Glückwünsche ausgesprochen. Für das, was wir machen, ist das eine tolle Sache, wenn man eine Leistung bringt, für die Leute Geld zahlen, und sie sich trotzdem noch bedanken. Da hat man als Klub, als Mannschaft und mit allen Beteiligten drumherum sehr viel richtig gemacht. Das fand ich schön, hat mich total gefreut und motiviert mich und alle Mitstreiter, genau da weiterzumachen.
GAMEDAY.MS: Welches Feedback hast du unseren Fans gegeben?
Helge Stuckenholz: Mir war wichtig, unseren Fans die tatsächliche Leistung unserer Jungs über eine lange Saison und über die Jahre zu vermitteln. Mit dem Bild der Waage der Justitia waren wir mit je 17 Siegen und Niederlagen basketballerisch im Gleichgewicht. In die Waagschale der Erfolge legen wir noch die Bildungsthemen obendrauf: Cosmo macht gerade das 1. Staatsexamen in Jura, „Wessi“ hat jetzt den Master in Wirtschaftsinformatik oder Jasper den Bachelor in BWL und Adam ist in der Ausbildung zum Tischler. Unsere Jungs nehmen in jedem Spiel den Fight an gegen Jungs, die besser ausgeruht sind und zu 99 Prozent weniger nebenher machen für ihre Karriere. Sie kommen nie mit einer Entschuldigung, spielen vor 3000 Fans und akzeptieren das, ohne dass sie das adressieren. Deswegen ist es für mich wichtig, lediglich darauf aufmerksam zu machen, weil das den Jungs gerecht wird für das, was sie – analog einem Handicap im Golf – zusätzlich in Bildungsthemen investieren.
„In dieser Saison haben wir bisher unseren schönsten Basketball in der ProA gespielt.“
Helge Stuckenholz, Manager der Uni Baskets
GAMEDAY.MS: Wir gehen erst zum dritten Mal als Zweitliga-Klub in die Sommerpause. Wir würden uns fast dazu hinreißen lassen zu behaupten, dass die sportliche Entwicklung unabhängig von der Tabellenplatzierung der Uni Baskets auf ihrem höchsten Stand seit dem Aufstieg ist.
Helge Stuckenholz: Vom reinen Ergebnis her waren wir mit der Anzahl der Siege letztes Jahr zwar besser. Betrachtet man aber die Stärke der Liga und was wir vor der Saison wollten, haben wir alles genau so hinbekommen, wie Götz und ich uns das vorgestellt haben: den Klassenerhalt schaffen und um die Playoffs mitspielen. Als man gesehen hat, wie gut das mit dieser Mannschaft klickt, waren wir sportlich in der Art und Weise, wie wir gespielt haben, besser als in der Vorsaison. Verletzungen haben uns wie allen anderen Teams auch wehgetan, vielleicht Spiele gekostet, was normal ist und keine Entschuldigung sein soll. Was die Spielweise anbetrifft, haben wir bisher unseren schönsten Basketball in der ProA gespielt.
GAMEDAY.MS: Zu einer erfolgreichen Saison gehören auch besondere Momente. Welche emotionalen Highlights fallen dir spontan ein, wenn du auf die Saison der Uni Baskets zurückblickst?
Helge Stuckenholz: Die Rückfahrt im Bus nach dem letzten Saisonspiel in Crailsheim. Als die Jungs die Niederlage relativ schnell verdaut hatten, vorher einen guten Fight geliefert hatten und Thore zum ersten Mal richtig Spielzeit gekriegt hatte, war die Stimmung im Bus gut. Alle haben zusammen gesungen. Da ist in dem Moment schon eine kleine Träne geflossen. Das ist das Schönste an meiner Arbeit: Wir haben gemeinsam die Klasse gehalten, die Jungs singen zusammen, es ist eine gute Stimmung im Bus und Marco lacht. Du fährst nach so einer intensiven Saison wie von einer langen Familienreise nach Hause und der Urlaub war geil. Das ist auch für mich emotional auf einem Hoch geendet.
GAMEDAY.MS: Und deine sportlichen Highlights …
Helge Stuckenholz: Auch sportlich gab es einige emotionale Höhepunkte. Da ist natürlich zunächst unser Saisonanfang, wo wir so überperformt haben, was der reinste Wahnsinn war. Dann war unsere Halle von der Stimmung her teilweise so laut! Wir haben in dieser Saison Dezibel-Messungen gemacht und hatten in der Spitze mehr als 105 Dezibel, was einem Presslufthammer gleichkommt. Als ich die Werte gehört habe, habe ich an unsere nachhaltige Entscheidung gedacht, auf Klatschpappen zu verzichten. Zu wissen, dass wir statt der Klatschpappen einen „Presslufthammer“ in der Halle haben, hat mich total gefreut.
GAMEDAY.MS: Das anspruchsvolle Startprogramm hatte die Mannschaft überraschend glänzend gelöst und damit Erwartungen geschürt. Zuvor gab es im Sommer keine Fluktuation bei den deutschen Spielern, so dass Automatismen früh gegriffen haben. Wie lange hält so ein möglicher Vorsprung gegenüber der Konkurrenz?
Helge Stuckenholz: Das kann ich gar nicht sagen. Wir haben eine intakte Teamkultur. Ein fester Kern hilft bei der Integration. Die Mannschaften, die schnell beieinander sind, sind am Anfang einer Saison oft erfolgreicher. Es hat auch immer damit zu tun, wie schnell sich die anderen Mannschaften finden, wie lange du deinen vermeintlichen Vorteil behältst. Wenn andere Mannschaften auch auf mehr Kontinuität bauen, schneller am Start sind oder schon mehr Rhythmus haben, dann verlierst du vielleicht auch mal die ersten fünf Spiele. Das wird in jeder Saison immer neu gemischt. Kontinuität schadet aber nie.
GAMEDAY.MS: In der Hinrunde machte die Mannschaft mit einer 11:6-Bilanz einen sehr stabilen Eindruck. Mit dem jeweils ersten Erfolg in Gießen und gegen Hagen setzte sie auch zu Beginn der Rückrunde starke Ausrufezeichen und wurde am Ende respektabler Zehnter. Läuft die Analyse mit Götz auf Hochtouren? Was sind die bisherigen Lehren aus dieser Saison in sportlicher Hinsicht?
Helge Stuckenholz: Es ist jetzt noch viel zu früh, über die nächste Saison zu reden. Wir wissen, was wir besser machen können, und haben auch darüber gesprochen. Aber das ist nichts, worüber ich jetzt schon reden möchte, weil man erst mal den Jungs, die so eine geile Saison gespielt haben, Respekt erweist und sie hochhält. Nach dem Heimsieg gegen Hagen hatten wir saisonübergreifend gegen alle Zweitligisten und ehemaligen Erstligisten, die runtergekommen sind, seitdem wir in der ProA spielen, einmal gewonnen. Dass Münster alle traditionellen Basketball-Hochburgen inzwischen mal geschlagen hat, bleibt für mich saisonübergreifend auch hängen und ist ein weiteres Zeichen unserer sportlichen Weiterentwicklung. Das war schon ein emotionaler Moment nach dem Erfolg zu Hause gegen Hagen.
GAMEDAY.MS: Kannst du zu diesem frühen Zeitpunkt schon etwas zum Stand deiner Gespräche mit den Spielern für die neue Saison sagen? Wie siehst du die Chancen für die Fortführung dieser Kontinuität mit den deutschen Spielern im Kader?
Helge Stuckenholz: Unser Ansatz ist bekannt: Wir wollen möglichst viele Spieler halten und nachhaltig arbeiten. Das Umfeld soll uns vertrauen und nicht nervös werden. Eins kann ich mit Sicherheit sagen: Auch in der nächsten Saison werden wir wieder eine sympathische Truppe auf dem Feld sehen.
GAMEDAY.MS: Nicht nur Adam und Ty schwärmten jüngst vom Teamgeist in dieser Saison. Liegt es da nicht nahe, gleich die ganze Mannschaft möglichst zusammenzuhalten?
Helge Stuckenholz: Das wäre auf jeden Fall schön und ist ein romantischer Gedanke, dem ich auch hundertprozentig folgen würde. Leider stehen bei der einen oder anderen Personalie auch noch andere Karriereschritte an, die essentiell für deren Zukunft sind, diese zu gehen. Dafür ist Münster nicht oder noch nicht der richtige Standort.
„Unser Publikum hilft uns so sogar beim Recruiting neuer Spieler.“
Helge Stuckenholz, Manager der Uni Baskets
GAMEDAY.MS: Du hast die stetige Entwicklung schon öfter angesprochen – Potentiale gibt es immer, sich zu verbessern. Welche siehst du in erster Linie nach dieser Saison?
Helge Stuckenholz: Ich sehe vor allem Bedarfe in unserer Trainingssituation, wo wir unbedingt heranmüssen. Unsere Jungs müssen bei der krassen Doppelbelastung komfortabler trainieren und regenerieren können sowie ein Zuhause in ihrer Trainingsstätte wissen und sich nicht nur als Gast fühlen. Wenn der Lockeroom zum Wohnzimmer wird, dann ist das noch einmal was anderes. Da muss man gucken, in welcher Form man das hinbekommt. Natürlich gibt es auch noch kleinere Themen im sportlichen Bereich, wo Götz weiß, wo er hin will, die ich hundertprozentig genauso sehe.
GAMEDAY.MS: Wenn du je einen Wunsch zur neuen Saison an unsere Mannschaft und unsere Fans frei hättest, welcher wäre das jeweils?
Helge Stuckenholz: Mein größter Wunsch mit Blick auf die Mannschaft wäre, dass sich nächste Saison keiner unserer Spieler verletzt. Schaue ich auf unsere Fans, wünsche ich mir, dass sie in der nächsten Saison mindestens zehn Minuten pro Spiel auf unseren Rängen tanzen (lacht) und uns weiter so vorbehaltlos unterstützen. Das ist wirklich der Oberhammer und kann man nicht oft genug sagen! Diese Unterstützung kriege ich auch von unseren Spielern zurückgespielt, dass es einfach unfassbar ist, wie herzlich unsere Fans – gerade auch nach Niederlagen – mit ihnen umgehen. Das ist ein Grund, warum Spieler über Münster reden und denken: Das ist auch ein Standort, wo ich gerne hin würde. Unser Publikum hilft uns so sogar beim Recruiting neuer Spieler, weil schon die Runde macht, was wir für tolle Fans haben.